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Liebe Barocktanzbegeisterte,
nach der Sommerpause geht es am Sonntag den 18. September 2016 in der Tanz- und Theaterwerkstadt wieder weiter mit meiner Frankfurter Barocktanzreihe – daher zur Einstimmung in die neue Saison eine eMail auf meiner Barocktanzmailingliste.

Ich möchte die Mailingliste aktuell und kompakt halten – falls eure eMailadresse nicht mehr aktuell ist, oder ihr aus der Liste gestrichen werden wollt (bzw. als Web-Leser in die Liste aufgenommen werden wollt)  – bitte einfach eine kurze eMail an mich.

Diesmal starten wir die Tanzreihe, wie ich finde, mit einem besonders spannenden Thema: „Hessen im Spiegel des Tanzes des 18. Jahrhunderts“. Im Zuge meiner Recherchen habe ich bislang 19 Choreographien aus Barock und Rokoko gefunden, die das Wort „Hessen“ oder den Namen einer hessischen Stadt enthalten. Das könnte man zunächst erst einmal für ein folkloristisches oder lokalpatriotisches Interesse halten – einen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Titel eines Tanzes und der Choreographie gibt es im 18. Jahrhundert in der Regel nicht. Richtig interessant wird es aber, wenn man die Geschichten, die sich hinter dem Namen verbergen, recherchiert. So enthält z.B. eine der letzten „Playfordausgaben“ von 1726 einen Tanz: „The Prince of Hess's Rigadoon“ – wer war dieser Prinz? Circa 1740 gibt dann vier Tänze mit einer „Princess of Hesse“ – wer war diese Prinzessin? Um 1720 gibt es ebenfalls vier Tänze, die „Darmstadt“ im Namen tragen – wie kommt das? Und last, but not least ab ca. 1760 gibt es einige weitere „Hessentänze“. Insbesondere eine Melodie „Schwabe or Hessian Dance aka Hessian Camp“ war im angloamerikanischen Bereich besonders beliebt – ich habe allein dafür bislang 11 Quellen zwischen 1758 und 1779 mit drei unterschiedlichen Choreographien auf diese Melodie.

Unter den „Hessentänzen“ sind einige echte Raritäten, wie der vermutlich in Paris um 1720 entstandene Tanz „La Darmstadt“. Er ist einer der wenigen erhaltenen Tänze für vier Personen, die in Feuillet Notation ausnotiert sind. Wir werden ihn am 18.9. im Vormittagskurs erlernen (die Musik ist schon im Downloadbereich meiner Webseite). Im Nachmittagsprogram findet sich dann gleich noch ein weiterer Darmstadttanz: „La Hessoise Darmstadt – Contredanse“ (1717), der von Tanzmeister des Münchner Hofs, Pierre Dubreil, stammt. Und zwei Tänze aus englischen Quellen: „Princess of Hesse's Jigg“ (1744) und „The Hessian Dance“ (Thompson 1758) – man darf gespannt sein auf die Geschichten hinter den Tänzen.

Unter den oben erwähnten 19 Choreographien stammt übrigens nur eine einzige, aber auch einzigartige aus Hessen: „La princesse de Darmstadt“, die um 1718 der Tanzmeister am Hof von Solms-Rödelheim geschrieben hat. Einzigartig ist diese rund vier Minuten lange Choreographie für 10 Tänzer dadurch, dass sie ein Solopaar mit vier weiteren Paaren kombiniert, die zu diesem alternierend einen Contredanse aufführen. Ich plane die „Princesse“ im nächsten Jahr an einem verlängerten Wochenende anzubieten.

Einen Wochenendworkshop, mein „Menuett-Wochenende“ am 15. und 16. Oktober, gibt es bereits in diesem Jahr. Hier stehen gleich dreierlei Arten des Menuetts im 18. Jahrhundert auf dem Programm: das Z-Menuett als freier Paartanz am Samstagnachmittag, ein ausnotiertes Menuett als Solopaartanz am Sonntagmorgen und Menuett-Contredanses am Sonntagnachmittag. Da bereits viele Anmeldungen vorliegen, habe ich für dieses Wochenende einen größeren Saal in der Ballett- und Tanzschule Anastasia Dirksen am Westbahnhof angemietet – frühzeitige Anmeldung ist hier empfohlen.

Am 13. November steht dann in den beiden Sonntagskursen Bayern im Mittelpunkt. Der Tanzmeister Pierre Dubreil hat am Münchner Hof einige wunderbare Choreographien geschaffen, die es gilt wieder zum Leben zu erwecken – bis Ende nächsten Jahres möchte ich alle seine Tänze einmal rekonstruiert haben – aber das ist noch Zukunftsmusik.

Meine Barocktanzreihe wird in diesem Jahr am 11. Dezember mit Playfordtänzen, für dessen Melodien es auch Lieder gibt, abgeschlossen. Keine Angst – singen muss hier keiner, sondern nur tanzen – obwohl – vielleicht möchte uns ja jemand englische Balladen aus dem 17. Jahrhundert vortragen?

Bevor ich nun in Versuchung gerate, weitere Seiten mit Lobpreisungen über die vielfältige Tanzkultur des Barock und Rokoko zu füllen, wünsche ich euch allen einfach einen tanzreichen Herbst 2016,

Christian Griesbeck